Segel setzen für Toleranz

Das Kunstprojekt „Ship of Tolerance“ wird im kommenden Jahr in Rostock installiert

ROSTOCK

In den Rostocker Hafen sind schon viele Schiffe eingefahren. Doch jenes, welches im kommenden Sommer erwartet wird, ist noch einmal ein ganz besonderes: Das „Ship of Tolerance“ – Schiff der Toleranz. Nach der Schweiz, den Vereinigten Arabischen Emiraten, den USA und Russland setzt das Kunstvorhaben des renommierten Künstlerpaars Ilya und Emilia Kabakov erstmals in Deutschland seine Segel und wirbt für Offenheit und Akzeptanz.

„Es ist das größte Projekt dieser Art für uns. Das ist ein gewaltiger Aufwand“, sagt Jörg-Uwe Neumann, Chef der Rostocker Kunsthalle. Im kommenden Frühjahr soll der Rumpf des Schiffs auf dem IGA-Gelände der Stadt gebaut werden. Er ist rund 20 Meter lang und 5,5 Meter breit. Doch die eigentliche Arbeit hat schon längst begonnen. Das Segel des Schiffs setzt sich aus 120 Stoffquadraten zusammen. Um sie zu bemalen, hat die Kunsthalle einen Aufruf gestartet. „Wir wollen insgesamt 800 Segel gestalten und damit die ganze Stadt flaggen“, sagt Neumann. „Das ist unser Geschenk an Rostock zum 800. Geburtstag.“

Mit dem Schiff will das Künstlerpaar Kabakov Menschen verschiedener Kontinente, Kulturen und Identitäten verbinden, indem diese direkt in das Projekt einbezogen werden, erklärt Projektleiter Guntram Porath. „Bevor sie mit dem Malen beginnen, reden wir mit den Teil nehmern über das Thema Toleranz.“ Somit könne jeder selbst Teil des internationalen Kunstprojekts werden.

So wie Kalle, Neele und Romeo aus der 3a der Kinderund Jugendkunstakademie Rostock. Die drei Schüler haben ihr Quadrat bereits fertig. Zusammen mit ihrer Klasse beteiligten sie sich Anfang der Woche an dem Projekt. „Wir haben uns überlegt, ein Mädchen mit heller Haut und einen Jungen mit dunkler Haut zu malen“, sagt der achtjährige Kalle. „Toleranz ist, wenn man einander hilft und zusammen spielt, auch wenn jemand anders ist“, ergänzt die ebenfalls achtjährige Neele.

Doch was für die Schüler selbstverständlich ist, sieht nicht jeder so, bedauert Jörg- Uwe Neumann. „Das Thema des Kunstprojekts ist auch bei uns in Mecklenburg-Vorpommern sehr aktuell.“ Dabei gehe es nicht nur um Ausländer, sondern auch um Jung und Alt, Arm und Reich…

Die Einweihung des Schiffs ist für den Mecklenburg-Vorpommern- Tag am 19. Mai in Rostock vorgesehen. Dort wird es bis Oktober liegen. Im Inneren des Rumpfs sollen Veranstaltungen am „Tisch der Toleranz“ für das Thema sensibilisieren, erklärt Neumann. „Außerdem wird es erstmals parallel zu dem Projekt eine Ausstellung von Arbeiten des Paars geben.“ Die Kunsthalle wolle ältere sowie neue Malereien von Emilia und Ilya Kabakov zeigen. „Sie sind derzeit die am häufigsten museal gezeigten Künstler“, meint Neumann.

Werke des sowjetischen Paares hingen unter anderem schon im Museum of Modern Art in New York, im Pompidou in Paris oder in der Eremitage in Sankt Petersburg. Das „Ship of Tolerance“ legt seit 2005 jedes Jahr in einer anderen Stadt an.

Unterstützt wird das Projekt auch von MVs Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD): „Ich werbe für ein Land, in dem alle Menschen unabhängig von Alter, Geschlecht, Religion und Hautfarbe friedlich miteinander leben können“, sagt sie.

Wer sich beteiligen und ein Quadrat des Segels bemalen und somit ein Teil des Projekts werden will, kann sich unter folgender E-Mail- Adresse registrieren: museumspaedagogik@ rostock.de

Lisa Kleinpeter

DIE KÜNSTLER

Ilya & Emilia Kabakov

Der 1933 geborene Ilya Kabakov gilt als bedeutendster Vertreter der sowjetischen Kunst. 1987 ging er in den Westen und wurde 2000 amerikanischer Staatsbürger. Gemeinsam mit seiner Frau Emilia berichtet er in Installationen und Malerei vom Leben in der ehemaligen Sowjetunion.